Microsofts Betriebssystem Windows 10 gibt es gratis – noch. Nun kündigte ein Konzernmanager das baldige Ende der Kostenloskultur an.
Windows 10 Home wird nach der einjährigen Einführungsfrist 119 Dollar kosten. Nach dem 29. Juli müssen Nutzer eine Lizenz mit einem neuen PC oder separat erwerben. Europreise wurden auf dem Microsoft Blog von Microsoft-Manager Yusuf Mehdi noch nicht genannt, genauso wenig wie die Preise für die Pro- und Enterprise Version.
Hat man bis zum 29. Juli 2016 ein Upgrade auf Windows 10 durchgeführt und dieses aktiviert, so kann man auf dem Computer Windows 10 auch in Zukunft kostenlos weiter nutzen, wenn denn ine Neuinstallation aus irgendwelchen Gründen erforderlich wird. Bei der Aktivierung wird ein Hardwareschlüssel erstellt und auf Microsofts Aktivierungsservern hinterlegt, der bei einer Neuinstallation auf dem selben Gerät wieder abgefragt wird.
Mit dem Microsoft Creation Tool kann man sich ein ISO Abbild bzw einen USB Stick vom aktuellen Build von Windows 10 erstellen. Mit einem gültigen Windows 7/8/8.1 Lizenzkey kann man eine saubere Neuinstallation vornehmen und kann so ein Upgrade und damit verbundene Probleme umgehen.
Ende Juli des mitlerweile vergangenen Jahres hat die Redmonter Firma Microsoft den neuesten Sproß der Betriebssystemfamilie Windows 10 herausgebracht. Im Oktober habe ich mich entschieden, den Schritt zu wagen und auf das neue Windows zu wechseln. Mittlerweile habe ich Windows 10 ein reichliches Viertel Jahr in Betrieb und möchte hier meine Eindrücke und Erfahrungen zum Besten geben.
Viel Trouble um das Upgrade
Im Frühjar 2015 hat Microsoft damit begonnen, jedem Windows 7 und Windows 8.x Nutzer das jüngste Mitglied der Windows-Reihe förmlich aufzuschwatzen. Windows 8.x habe ich die letzten Jahre erfolgreich verweigert und zwar wegen der zu stark für Smartphones und Tablets optimierten Metro-Oberfläche. Daher bin ich bei Windows 7 geblieben.
Windows 10 wurde bekantlich über das GWX Update KB3035583 in Win7 und 8.x beworben. Nicht nur das, dieses Update sorgte in den letzten Monaten immer wieder für Schlagzeilen auf diversen Webseiten und in verschiedenen Internetforen sondern auch der oftmal ungewollte Download von Win10. Oft poppte eine Werbung auf, man möge sich doch Win10 reservieren lassen und das Upgrade durchführen. Microsoft hat sogar um die 3 GB Installationsdaten über das Windowsupdate verteilt und diese unbedarften Usern einfach untergeschoben – egal ob die Internetleitung getaktet (Minutentakt oder begrenztes Datenvolumen) war oder nicht. Als nächsten Schritt hat Microsoft, um die Verbreitung seines neuen Systems das Upgrade als empfohlenes Update in die Auto-Update Funktion von Windows 7/8.x integriert. Ein falscher Klick und schon startet das Upgrade – ob man will oder nicht. Aber davon war aber im Oktober bei meinem Upgrade noch nichts zu spüren.
Microsoft will in den kommenden Monaten mit aller Macht auf alle Systeme das neue Windows 10 pressen. Daher gibt es die Aktion bis Juni/Juli 2016, bei der man seinem angestaubten Windows 7 oder 8.x eine Frischzellenkur (also ein Upgrade) mit Windows 10 verpassen kann. Bis November waren allerdings nur Upgrades mit bereits aktivierten Windows 7/8.x zulässig. Mehr dazu später.
Windows 10 as a Service 😡
Microsoft will Windows 10 als eine Art Rolling Release mit zwischen geschobenen Sicherheits- und Funktionsupdates (kumulative Updates) auf dem neuesten Stand halten. Damit hat Microsoft angekündigt, daß Windows 10 das letzte Windows überhaupt sein werde, was fortlaufend mit einzelnen Sicherheitsupdates und größeren Upgrades (mit neuen Funktionen und dergleichen) aktuell halten will. Was auf diese Ankündigung natürlich dann für Verwirrung sorgt, ist die Tatsache, daß Microsoft den Support nur bis 2025 laufen lassen will.
Auf alle Fälle kam im vergangenem November, nach einigen Verirrungen, das erste große Upgrade von Windows 10 heraus. Neuerungen dafür halten sich allerdings in Grenzen und sind oft nur auf dem zweiten Blick erkennbar. Richtig angefangen mit Windowas 10 habe ich allerdings auch erst im November, nach ein paar mal hin und her (zwischen Win7 und Win10) im Oktober.
Wieso zwischen Win7 und Win10 hin und her ?
Das ist auch so eine Geschichte. Aber bevor ich damit loslege noch ein paar Worte zu meiner genutzten Hardware. Ich bin im Besitz eines fast 6 Jahre alten Laptop – einem Acer Aspire 5742G, der auch noch regelmäßig eingesetzt wird (mobil und daheim). In diesem Laptop arbeitet ein Intel Core i5 480M (Doppelkern der ersten Core i5 Generation – Sandy Bridge) mit integrierter GPU. Unterstützt wird die CPU via Optimus von einer Nvidia Geforce GT 540M (2048 MB Video-RAM) und 8 GB RAM im Dual Channel (ehemals 4 GB). Im Innern rattert eine 1 TB Toshiba Festplatte. Für optische Medien gibt es einen DVD-Brenner von Optiarc.
Ausgeliefert wurde der Laptop im Februar oder März 2010 mit Windows 7 Home Premium 64bit, welches ich aber kurze Zeit später wegen der vielen Händlerzugaben an Software (diverse Demosoftware und dergleichen) durch ein niegel-nagel-neues und 64bittiges Windows 7 Ultimate austauschte. Meine späteren Erfahrungen mit Neuinstallation und Updates habe ich bereits letztes Jahr zusammen mit einem Tutorial, um sich die Arbeit ein bisschen zu erleichtern, hier im Blog beschrieben.
Nach über 5 Jahren Windows 7, ich war (und bin auch immer noch) mit dem System zu frieden, kam dann Windows 10 auf den Markt – laut Microsoft für 1 Jahr lang als kostenloses Upgrade. Allerdings bin ich ein Mensch, der sich ein System lieber sauber und ohne Schnörkel neu aufsetzt, um Probleme bei einem Upgrade zu vermeiden. So kam dann der Tag im November wo ich dachte: „Ach was solls probiere einfach das Upgrade auf Windows 10.“ Also habe ich das Upgrade über das Windowsupdate gestartet. Die 3 GB Installationsdateien waren schnell geladen, aber der Upgradeprozess zog sich von ca 14 Uhr nachmittags bis spät in die Nacht hinein. Sehr lange habe ich das Upgrade nicht auf meinem Laptop gelassen, weil für mich wichtige Videobearbeitungs- und Bilderveredelungssoftware unter Windows 10 nicht mehr funktionierte. Also habe ich nach ein paar Tagen Windows 7 wieder neu installiert.
Als Microsoft dann gegen Mitte November das Novemberupgrade herausbrachte, habe ich dann einen zweiten Versuch gewagt. Diesmal aber als saubere Neuinstallation. Microsoft hat den Usern mit diesem Upgrade die Möglichkeit eingeräumt bis zum Ende der Jahresfrist das neue Windows 10 mit dem alten Aktivierungskey aus Win7/8.x Zeiten zu registrieren.
Windows 10 Upgradekuddelmuddel
Wie immer bringt Microsoft seine neues Windows in zahlreichen Editionen und Versionen heraus. Interessant für den Hausgebrauch sind Win10 Home und Win10 Pro und Win10 mobile für Smartphones und Tablets. Win10 Enterprise ist für Firmen und Geschäftsleute interessant. Alle Versionen gibt es mit Windows Media Center und ohne Media Center (Home N, Pro N und Enterprise N).
Bei Windows 7 war das Editionskuddelmuddel noch um einiges umfangreicher (Starter, Home Basic, Home Premium, Professional, Ultimate und Enterprise). Die Unterschiede sind bei der Wikipedia noch einmal detailiert beschrieben. Windows 8 gab es als Win 8, Win 8 Pro (mit und ohne Mediacenter) sowie Win8 Enterprise.
Windows 7 und 8 in der Enterprise-Edition kann der geneigte User auf ein Windows 10 Enterpise upgraden, Win8 und die Home-Editionen von Win7 lassen sich auf Windows10 Home upgraden. Win7 Professional und Ultimate sowie Win8 Pro auf Windows 10.
Liegt eine der genannten Windows 7 oder 8 Editionen als Systembuilder Version auf separatem Datentrräger mit gültigem Lizenzschlüssel vor, kann kann man seit November 2015 (Windows Build 1511) eine saubere Neuinstalltion von Windows 10 riskieren (erst mit dem Media Creation Tool downloaden – dann brennen oder auf einen USB Stick bannen). Die Lizenzschlüssel der alten Version kann man zum aktivieren von Windows 10 nutzen. Beim Upgrade oder einer Neuinstallation von Win10 wird ein auf der Hardware basierender Schlüssel generiert und auf den Aktivierungsservern von Microsoft hinterlegt. Es dürfte daher möglich sein, mit altem Lizenzschlüssel auch nach dem Juli 2016 sein Windows 10 im Notfall noch frisch zu aktivieren. Bei neuer Hardware (beispielsweise einem neuen Mainboard) wird dann nach dem Juli 2016 eine gekaufte Lizenz fällig, die soetwas um die 100 bis 150 Euro je nach Version kostet.
Wie läuft denn nun Windows 10?
Ich muß sagen, daß ich vom Design und der Geschwindigkeit von Windows 10 her recht überrascht bin, nach dem Debakel was sich Microsoft mit Windows 8.x erlaubt hat. Allerdings kann ich hier nur vergleiche zwischen Windows 7 Ultimate und Windows 10 Pro ziehen, da ich eine Zwischenversion gekonnt ignoriert habe. Der Drang zum Upgrade, den Microsoft im Frühjahr in meinem alten System implementiert hat fand ich schon recht nervig bis penetrant. Nach dem langen Upgrade im Oktober, habe ich nicht wirklich lange mit Windows 10 gearbeitet (fehlende Software).
Nachdem Microsoft das Novemberupgrade herausgebracht habe, war der Download schnell angefertigt und die Daten auf meinen Installationsstick hinzugefügt. Auf meinem Rechner habe ich schon gewohnheitsmäßig immer 3 Partitionen auf der Festplatte eingerichtet. Die erste Partition ist für mein Windows 7 reserviert, was ich nicht lange zuvor frisch installiert habe und Windows 10 habe ich paralell dazu auf einer zweiten Partition installiert. Per Bootloader, den Windows 10 mit sich bringt, fällt die Startauswahl doch sehr einfach.
Die Installation ging recht flott und intuitiv von der Hand, allerdings wurden von der Partition noch einige Gigabytes abgeknappst, für eine Systempartition und eine weitere Partition. Die Aktivierung erfolgte via Lizenzkey von Windows 7 Ultimate, danach schaltet Win10 die Pro Funktionen frei.
Die meisten Geräte in meinem 6 jahre alten Laptop wurden einwandfrei erkannt – Audiotreiber und Grafikkartentreiber mußte ich nachinstallieren. Acer hat für das alte Gerät allerdings keine Windows 10 Treiber zur Verfügung gestellt. Für den Sound habe ich also auf denm Win7 Treiber zurückgegriffen, die Installation lief butterweich und ohne Probleme durch. Für die Nvidia GPU habe ich mir beim Hersteller den aktuellen Treiber aus dem Netz gezogen und den einfach installiert.
Nach dem ersten Start präsentiert Windows 10 sich recht aufgeräumt. Das Startmenü links unten in der Ecke um die Kacheln aus Windows 8.x erweitert, so daß diese nur auf einen Klick auf das Startmenü-Icon erscheinen. Weiterhin Auffällig ist, daß Win 10 sich von Aero verabschiedet hat. Alle Leisten sind nicht mehr halbtransparent. Fenster erscheinen in einem kantigen Design (nicht mehr wie damals etwas abgerundet). Nach meinem Umstig auf Windows 10 haben nun die altbekannten Ribbons, die seit der 2007er Version in MS Office verwendet werden, nun auch in den Ordnerfenster und dergleichen Einzug gehalten. Etwas gewöhnungsbedürftig, da manche Sachen jetzt mit mehr Klicks von statten gehen, wie mit einem Klick vorher.
Windows 10 läuft auf meiner betagten Hardware recht flott, was ich nicht gedacht hätte. Windows 7 wurde durch die massig Updates, die sich in den letzten 6 bis 7 Jahren angesammelt haben doch nun schon recht schwerfällig. Alte Angewohnheiten wird man nur schwer los, aber ich habe mir die am meisten benötigten Programme (Office, Multimedia, Web) wieder an die Taskleiste gepappt und weitere Programm-Icons die öfters genutzt werden wieder auf den Desktop platziert. So entfällt die lästige Sucherei im Startmenü. Die Suche (sie nennt sich wohl jetzt Cortana) befindet sich neben dem Startmenü, das Eingabefeld dafür benötigt viel Platz. Mit 2 oder 3 Klicks ist das recht schnell behoben, aus dem Eingabefeld wird eine Lupe. Die Suche nach Programmen und Funktionen geht recht schnell von Statten, Cortana bringt da gleich passende Programme und Dateien zum Vorschein. Was mir gut gefällt ist das neue Fenster, in dem der Fortschritt zu Kopier- und Löschvorgängen angezeigt werden. Erstens werden sämtliche Vorgänge in einem Fenster gebündelt. Beim Erweitern des Fensters zeigt es recht übersichtlich an, was wohin kopiert wird und in einem Diagramm den Geschwindigkeitsverlauf dazu.
Genutzt habe ich Windows 10 bisher hauptsächlich für Office, Internet und ein paar kleinere Spiele (Minecraft, die 2004er Neuauflage von Sid Meiers Pirates, Knights of Honor…) was die alte Hardware halt so hergibt. MS Office 2013 läuft auch hier soweit einwandfrei und ohne Probleme. Ein neues Headset wurde sofort erkannt. Windows 10 bietet hierfür auch schon recht gute Einstellungen für Kopfhörer und Microfon. Bitlocker habe ich gleich darauf angesetzt, meine Arbeitsdaten zu verschlüsseln.
Seit ca 10 oder 12 Jahren nutze ich bereits Mozilla Firefox und seit ein paar Jahren auch Thunderbird für meine E-Mails (zuvor die Weboberflächen der Mailprovider). Daher habe ich Microsoftprodukte (Internetexplorer, Edge und Outlook) außen vorgelassen, da beide Mozillaprodukte auf jedes beliebige Betriebssystem ganz einfachumziehen kann. Etwas schwieriger gestaltet es sich den Firefox als Standardbrowser in Windows 10 festzulegen.
Allerdings gibt es auch noch einen kleinen Negativpunkt. Und zwar stürzen in regelmäßigen Abständen (wenn der Rechner nicht benutzt wird) die Grafikprozessoren ab. Das macht sich bei meinem 16:9 Bild so bemerkbar, daß der Screen sich auf 4:3 umschaltet. Deaktivieren und Aktivieren der Grafikkarten im Gerätemanager schafft da für Abhilfe. Ich hoffe daß siolche Stabilitätsprobleme bald der Vergangenheit angehören.
Was mich persönlich stört ist, daß Microsoft den Datenschutz mit Windows 10 weiter aushölt. So erlaubt sich Microsoft alle Einstellungen, die für die Datenübermittlung an die Softwareschmiede zuständig sind, pauschal zu aktivieren. Hier muß der der User selbständig tätig werden und diese schon bei der Installation oder beim Uprgade deaktivieren. Später ist das erst nach einiger Sucherei in der Systemeinstellung zu bewerkstelligen.
Etwas nervig ist auch die Werbung für Office 365 in den Kacheln des Startmenüs. Für XBox One Besitzer ist Windows 10 sicher ein Mehrwert, da auf der Konsole, auf Tablets und dem PC jetzt im Prinzip das selbe Betriebsystem läuft.
Fazit
Mit Windows 10 ist es Microsoft gelungen, ein rundes Betriebssystem auf den Markt zu bringen, welches Konsolen, PCs und Tablets sowie Smartphones vereinheitlicht. Auch ältere Hardware mit älteren Treibern wird recht gut unterstützt. An der Stabilität läßt sich allerdings noch arbeiten.
Windows 10 bring einige Neuerungen mit. Ob alle davon wirklich sinnvoll sind (Ribbons) wage ich einmal zu bezweifeln, weil diese den Arbeitsaufwand erhöhen und die Einarbeitung erschweren. Cortana scheint meines Erachtens hauptsächlich für motorisch eingeschränkte Nutzer wirklich sinnvoll zu sein, für alle anderen im beruflichen sowie im privaten Umfeld ist sie (als Sprachsteuerung) mehr oder weniger nur ein nettes Gimmick – Nice to Have. Ansonsten bringt Microsoft wenig Neuerungen, die der geneige Nutzer gleich so verwenden kann. Viel wurde unter der Haube getan, gerade was sicherheitstechnisches angeht.
Nervig auf jeden Fall ist die Werbung für Office 365. Unbedarfte Benutzer haben beim Klick darauf ein Office Abo für 99 Euro pro Jahr am Knie, zumal es auch freie und günstigere Alternativen für den Hausgebrauch sind. Im Allgemeinen drängt Microsoft wiedervermehrt auf eigene Produkte. Alternativen sieht man in Redmont wohl nicht gern. Auch der Datenschutz läßt zu wünschen übrig, muß man als Nutzer selbständig tätig werden und diverse Einstellungen selbst ändern. Verhält sich Windows 10 nach Ausschalten der Datenübermittlung wirklich still?
Links
Wie üblich erscheinen hier wieder ein paar Links, unter anderem auch auf Themen die ich schon früher beschrieben habe.
Im Oktober beschrieb ich, wie man einen USB Stick für eine Windows-Installation vorbereitet. Unter VirtualBox auf meinem Windows-System habe ich den Stick getestet und ein virtuelles Gastbetriebssystem auf meinem Windows installiert. Und es lief alles reibungslos. Nun trat ein Ernstfall ein – was passiert ist, beschreibe ich im weiteren Verlauf des Artikels.
Der Ernstfall war ein zugemülltes Windows durch diverse Softwaretests für verschiedene Projekte, die ich noch nebenher laufen habe. Manch einer wird sich an dieser Stelle jetzt fragen, warum die Tests sich nicht auf eine virtuelle Maschine beschränkt haben. Das allerdings hat mehrere Gründe. Zum einen lag es bestimmt an meiner Bequemlichkeit die Maschine immer neu zu starten und dort die Software zu testen. Eine virtuelle Maschine kann man ja beliebig oft auf einen früheren Zustand zurücksetzen. Ein zweiter Grund ist wahrscheinlich die Performance einer solchen Maschine, da sie sich ja von den Ressourcen bedient, die das normale Betriebssystem auf dem Computer gerade nicht braucht.
Jeder der diesen Artikel liest kennt den Fall. Das Betriebsystem des eigenen Rechners will irgendwie nicht mehr so wie es sein sollte, es ist beschädigt, zugemüllt, lahm, durch Viren verseucht und und und… Die Daten lagern, wie sie es eigentlich sollten, als zugängliches Backup auf externen Medien (Festplatten, CDs/DVDs, USB Sticks) und alle Installationsmedien sind samt Lizenzschlüsseln vorhanden. So sieht der unproblematischste Fall aus. Bei mir war alles soweit gesichert und die Installationsmedien griffbereit, samt Lizenzschlüssel – Windows war nur durch unnötige Software zugemüllt. Wieso sollte ich da stundenlang Software entfernen, wenn da eine Neuinstallation doch das Problem gründlicher und schneller beheben könnte? Weit gefehlt, ich habe in dem Moment nicht mehr an die lästigen Updates von Windows und einigen Programmen gedacht und auch nicht an zu lahme optische Datenträger und Patchwirrwar für einige andere Programme.
Der USB Stick mit den Installationmedien für Windows 7 Ultimate war fix angesteckt und im BIOS-Setup des Rechners die Bootreihenfolge auf diesen Stick umgestellt. Die Installation vom Grundsystem ging erfreulich schnell, mußte nur bei einem Neustart die Festplatte in der Bootreihenfolge wieder vorgeschoben werden. Die nötigen Treiber hatte ich mir schon bei der Einrichtung des Sticks besorgt und auf diesen gezogen, dazu auch ein paar wichtige Programme für Office und Multimedia und eben alle benötigten Lizenzschlüssel.
Windows und sämtliche Gerätetreiber waren schnell und problemlos installiert, dazu auch die wichtigeren Programme aus dem Internet, die ich mir schon vor der Neuinstallation besorgt hatte. Jetzt ging es an einige Programme, die auf CD und DVD daherkamen. Die Meisten gingen auch recht schnell von dort aus zu installieren. Aber 2 Stück brauchten eine halbe Ewigkeit, so daß ich die Installation von DVD frustriert abgebrochen habe. Zum Glück zählte das Programm ISO_Workshop zu den Tools aus dem Internet. Das habe ich kurzerhand installiert und von den beiden DVDs – es handelte sich um die Platinum Edition der Gilde 2 und die Stronghold Collection mit jeweils knapp 6 GB an Daten – habe mir ein ISO-Image erstellt, was jeweils so ca 20 Minuten in Anspruch nahm. Eine Direkte Kopie aus dem Windows-Explorer heraus hätte um einiges länger gedauert.
Leider bringt Windows 7 keine Tools zum Einbinden von virtuellen Laufwerken mit sich. Könnte man installieren, aber dann hat man zusätzlich die großen ISO-Images der Programme mit auf der Festplatte herumliegen. 7zip hatte ich als Packprogramm bereits auf dem Rechner installiert. Also habe ich die beiden ISO-Images entpackt und direkt von der Festplatte installiert. Bei der Installation beider Spiele zeigte sich, daß eine Menge stark komprimierter Daten (mehrere 1,5 bis 2 GB große Dateien) vorlagen, die vom DVD Laufwerk auf Grund lahmer Lesegeschwindigkeiten nur langsam entpackt wurden. Von der Festplatte ging die Installation um einiges schneller. Für eine spätere Installationen habe ich mir die ISOs einfach auf einer externen Festplatte gesichert.
Jetzt ging es ans Patchen und Updaten. Für Windows 7 gabs rund 300 Updates zum Downloaden und installieren und jeder der eine Windows Neuinstallation getan hat, der kennt das Problem – die Windows Updates ziehen sich in die Länge. Jedenfalls habe ich mir vorgenommen, mit dem Tool WSUS Offline Updater von Heise ein Updatemedium für Windows zu erstellen. Ist das erledigt und eine Testinstallation unter VirtualBox ausprobiert gibts im Blog ein kleines Workaround wie das Offline Update in Windows 7 eingebunden werden kann. Das würde den Rahmen für diesen Beitrag sprengen.
Für die meisten Programme aus dem Internet hatte ich schon die aktuellsten Versionen installiert. Für einige Microsoftprogramme (MS-Office 2013) und einige Treiber gabs via Microsoft Update Patches und Fehlerkorrekturen. Weitere Patches für einige Programme und Treiber habe ich mir aus dem Internet besorgt. Gerade was ich selbst an Updates besorgt hatte, installierte sich recht schnell, aber die Windows Updates dauerten. Microsoft hat für Office 2013 mittlerweile auch ein Service Pack in der Größe von ca 550 MB herausgebracht, was einige frühere Updates ersetzt und einige Funktionen neu in Office implementiert.
Jetzt gab es noch bei der Gilde 2, auf Grund der vielen Patches und Fanmodifikationen, einiges aufzuarbeiten, da man dort den Überblick schnell verliert. Weiterhin gibt es etliche Versionen zu erstehen. Für die Gilde 2 gibts mindestens ein (dreckiges) halbes Dutzend an Versionen und mehr als (glorreiche) Sieben Patches und Fanmods. Bei mir liegt die Gilde 2 – Platinum auf DVD herum. Auf dieser Scheibe liegt Die Gilde 2, das AddOn Seeräuber der Hanse (SdH) und das Standalone-AddOn Gilde 2 – Venedig. Weiterhin gibt es noch mindestens vier oder fünf andere Versionen, die man käuflich erwerben kann, die ich aus Platzgründen aber hier weglasse.
Offizielle Patches zur Gilde 2 gibt es mittlerweile 7 Stück, einige davon sind allerdings veraltet. Wegen zusätzlicher Gebäude und Waren haben mich allerdings die Fanmodifikationen Back to the Roots (BttR) und Die Herrscheredition interessiert. Bei Gelegenheit schreibe ich in nächster Zeit einmal alle Patches und Versionen hier auf, um Licht ins Dunkel des Versionswirrwars zu bringen. Nach dem Installieren der Gilde 2 – Platinum installiert man die Modifikation Back to the Roots und den Patch 1.2 ins Gilde 2 Hauptverzeichnis. Anschließend Die Herrscheredition und dann den Hotfix 2.12 (wieder ins Verzeichnis zur Gilde 2) draufgepackt und fertig. Eine Ausführliche Linkliste gibts wie immer am Ende des Beitrags. Zusätzlich zur Gilde 2 – Venedig ist der Patch 3.5 ins Venedig Hauptverzeichnis zu installieren.
Nach einer mehr oder weniger erfolgreichen Neuinstallation und der Einrichtung aller Updates sollte man Windows, da es anfangs etwas lahm zu Fuß wirkt, wieder etwas auf die Sprünge helfen. Via msconfig (man gibt das im Startmenü im Suchfenster ein) mistet man die Autostart-Programme aus und einige unnütze Dienste, die nicht von Windows kommen. Weiterhin sollte man die Datenträgerbereinigung als Administrator starten. Durch eine Funktion, die sie mit einem Update bekommen hat, werden auch Windows-Updates, die nicht mehr benutzt werden, von der Platte gefegt. Zudem sollte man auch die Schattenkopien bereinigen, denn bei jeder Installation legt Windows eine solche an, um bei Fehlern wieder zu einem gängigen Ursprungspunkt zurückzukehren. Wenn man möchte, kann man auch eine Defragmentierung durchführen, aber das macht Windows zumeist auch im Hintergrund und bei Nichtbenutzung.
Fazit:
Eine Neuinstallation von Windows, wohl eher von gewissen Updates und Programmen, ist ein frustrierendes und zeitaufwendiges Erlebnis. Man kann sich so viel Zeit durch Erstellen von ISO-Images einiger DVDs und CDs sparen, auch durch das WSUS-Offline Update. Aber es wird dennoch wird bei einer Neuinstallation von Windows viel Wasser die Weida herunterfließen, weil zu etlichen Programme noch ein Versionswirrwar von Installationsmedien, Patches und Fanmodifikationen hinzukommt, was den Verbraucher in die Irre führt. Deswegen heißt es „Never change a Running System“ und der Spruch hat so einiges an Wahrheitsgehalt. Aber um eine Neuinstallation eines Betriebssystems kommt manch einer wohl nicht drum herum.