Letztes Jahr waren die Jungs von Corvus Corax in Wacken. Mit von der Partie, die Taiko-Trommler von Wadokyo mit ihren lebhaften Rythmen. Das Konzert hat den Weg in recht guter (Bild)Qualität auf Youtube gefunden. Viel Spaß beim Schauen und Hören.
Corvus Corax "Twilight of the Thunder God" (Amon Amarth Cover) live at Wacken
Neulich habe ich über Amazon die neueste DVD von Corvus Corax bezogen. Der Titel lautet grandioserweise Corvus Corax feat. Wadokyo – Sverker Live
Allgemeine Dinge zur DVD
Amazon hat wie üblich pünktlich nach ca. zwei Tagen geliefert, das Produkt kam in Top Zustand bei mir daheim an. Die Hülle ist aus stabiler Pappe. Enthalten sind eine DVD mit zwei Konzerten, eine Audio CD dazu ein Büchlein mit Fotos der Gruppe und einen Corvus Corax Aufnäher.
Auf der DVD befinden sich zwei Konzerte, eins zu spätabendlicher Stunde in Dinkelsbühl (Laufzeit ca 70 Minuten) und ein weiteres auf dem Holländischen Fantasyspektakel Castlefest (Laufzeit ca 90 Minuten). Bei beiden Konzerten wurde Covus Corax von den Taiko Trommlern Wadokyo unterstützt. Beide Konzerte und die Audio-CD können mit einer tollen Songauswahl punkten.
Beide Gruppen habe ich Anfang September diesen Jahres schon in Selb auf dem Festival Mediaval gesehen, wo sie ein fantastisches Konzert mit einer top Stimmung ablieferten. Vorweg gesagt, ein Live-Mitschnitt kommt stimmungs- und soundmäßig nicht an das Konzert selbst heran. Auch die Qualität einer Studioaufnahme kann nicht so erreicht werden wie in einem Tonstudio mit professioneller Apparatur. Auf verschiedenen Webseiten und bei Amazon gibt es natürlich über diese DVD Bewertungen, die grundlegend auseinander gehen. Die einen heben die vorliegende DVD mit ihrer Lobhudelei in den Himmel, andere zerreisen und verschrotten das Produkt schon mit ein paar Worten. Ich versuche hier eine objektive Bewertung zu schreiben und diese mit ein paar Fakten zu untermauern.
Bild und Schnitt
Das erste Konzert in Dinkelsbühl wurde am Abend und bei Dunkelheit aufgenommen. Die Bildqualität hier ist nicht wirklich berauschend. Klar, Dunkelheit und eine für Kameras nicht optimal ausgeleuchtete Bühne, ist fast logisch daß man ein paar Abstriche machen muß. Das Bild ist aber stellenweise ziemlich unterbeleuchtet und verrauscht, aber da liese sich mit einiger Erfahrung beim Dreh schon einiges machen, um die Bilder besser einzufangen. Leider hatten zu dem noch die Kameramänner und -frauen ein Faible für die nackten Oberkörper der Bandmitglieder. Oft sieht man nur die nackten Oberkörper und die Köpfe waren nur zum Teil oder gar nicht im Bild zu sehen. Geschnitten wurde das dann noch recht amateurhaft, so daß ein nackter und kopfloser Oberkörper nach dem anderen zu sehen war.
Auf dem Castlefest in Holland dagegen war es Tag und dadurch war die Bühne besser ausgeleuchtet. Das Bild war nicht mehr verrauscht, beim Schnitt und der Aufnahme hat man hier aber zeitweise die selben Fehler gemacht wie beim anderen Konzert, aber nicht mehr in so häufigem Maße.
Der Ton
Die Bässe sind hier zu stark komprimiert und zu laut eingestellt, die mittleren und hohen Töne sind im Gegensatz dazu zu leise. Auf dem Konzert in Selb hat man jeden Anschlag auf die Basstrommeln und Pauken und jeden einzelnen Griff in den Bass gehört. Daß das auch in Live-Mitschnitten auf DVD möglich ist, haben andere Künstler zu anderen Zeiten auf anderen DVDs auch schon erfolgreich demonstriert.
Auf der vorliegenden DVD, aber auch auf der Audio-CD klingt das Ganze nur noch mulmig und breiig. So muß sich ein älterer Mensch, der einzelne Töne durch ein abgenutztes Gehör nicht mehr unterscheiden kann, fühlen. Alles klingt irgendwie matschig und verwaschen, man hört nur noch mulmigen Bass, keine klaren tiefen und hohen Töne mehr. Die Bässe sind nicht klar genug und die hohen und mittleren Töne wie Gesang und einzelne andere Instrumente gehen in dem Mulm unter.
Fazit
Von der Musik her sind die Könige der Spielleute und Wadokyo recht gut zu hören. Wer mittelalterlichen Sound mag, gerne die puren und tiefen Beats und Rythmen von Trommeln und Schlagzeugen hört und martialische Dudelsackmelodien geniest, ist mit den beiden Bands, einzeln und bei verschiedenen Konzerten zusammen gut bedient. Die meisten anderen Tonträger von Corvus Corax haben eine recht ordentliche Qualität, aber beim vorliegendem Produkt gibt es eine Menge Schönheits- und Anfängerfehler. Angefangen hat es bei der Aufnahme und beim Schnitt des Bildmaterials und endet beim Abmischen des Sounds. Man könnte berechtigterweise meinen, daß hier aus Kostengründen nur billige Amateure beim Dreh und im Tonstudio zugange waren, um den maximalen Gewinn auf eine verkaufte Box (DVD+Audio CD) herauszubekommen. Daß es zumindestens soundmäßig anders geht, beweisen ja beide Truppen bei ihren Konzerten, bei den meisten anderen Aufnahmen und Produktionen selbst. Ich jedenfals liebe einen glasklaren Sound, bei dem man jedes Instrument, jeden Ton (egal ob Bass oder hoher Ton) einzeln gut unterscheiden kann. Bässe und Hochtöne sollten daher gut ausgewogen sein und die Tontechniker sollten weniger auf die Komprimierung der einzelnen Tonspuren setzen oder diese mit etwas mehr Feingefühl einsetzen.
Am gestrigen Sonntag, dem 9. September 2013, habe ich mich einmal ins ca 60 Kilometer entfernte Selb aufgemacht, in dem seit 2008 das jährliche Festival Mediaval ausgerichtet wird, das größte MIttelalter-Fest hier bei uns in der Region. Drei Tage lang gab es auf 3 Bühnen, 2 Mittelaltermärkten (Handwerkermarkt und Bäckermarkt mit etlichen Tavernen) und einem Ritterlager eine Menge Show-Programm. Einige hochkarätige Bands aus der Mittelalterszene gaben auf den Bühnen am vergangenem Wochenende ihr Bestes. Dabei waren unter anderem Corvus Corax, Cara, Faun und Wadokyo.
Die Eintrittspreise zum Festival sind recht happig und verleiten doch einmal heftig zum Schlucken. Auch die Preise auf den Märkten sind nicht gerade niedrig. Ein Tag, oder das ganze Wochenende auf dem Gelände geht ganz schön tief ins Zwiebelleder. Gut, die Händler müssen ja von irgendwas leben und die Darsteller müssen vom Veranstalter bezahlt werden. Je bekannter die Gruppen sind, desto teurer werden die auch.
Am Sonntag Vormittag traten 3 Gruppen aus dem Bereich Mittelalter-Rock nacheinander an, um den Mittelalter-Rock-Award zu erwerben. Wer auf rockige Musik mit zuweilen traditionellen Instrumenten, auf Alt getrimmte Texte und heftige Gitarren-Riffs mit Schlagzeugeinlagen steht, kam hier auf seine Kosten. Zwischenzeitlich traten einige Schausteller direkt auf den Märkten oder der kleineren Theaterbühne auf und zeigten, was sie an unterhaltsamen Sachen, wie Jonglage, lustigen Liedern und Sprüchen, Akrobatik und Artistik, sowie Kraft im Verbiegen von 12 Millimeter durchmessenden Stahlstangen zu bieten hatten.
13 Uhr trat eine Düsseldorfer Truppe mit dem grandiosen Namen Wadokyo auf. Sieben Musikerinnen und Musiker an recht großen japanischen Drums zeigten, wie man in Japan die Kunst des Taiko-Trommelns praktiziert. Mit einigen Zugaben brachten sie schon Mittags die kleine Theaterbühne zum Erzittern und ein Publikum aus 300 bis 400 Männern und Frauen allen Alters zu Standing Ovations.
Nachmittags gab es noch verschiedene Bands und Gruppen, die an den anderen Bühnen auftraten, darunter etwas Jazziges aus Berlin von Berlinskibeat, nordische Beats von Strömskarlen, mittelalterliche Klänge der ungarischen Gruppe Orbscurus Orbis, Metal-Folk von Wolfmare und etwas nach Gothic klingendes von Valvaran.
Ein grandioses Konzert lieferte die deutsch-britische Gruppe mit dem ausgefallen klingendem Namen Cara am Nachmittag an der großen Bühne ab. Mit Konzertgitarre, Uilleann Pipe, eine irische Rahmentrommel, Piano und zwei Geigen gabs bei schneller, irischer Folkmusik und einigen eher langsamen irischen Folk-Songs einiges auf die Ohren.
Wer vom Vielen Herumlaufen auf dem Gelände sein Schuhwerk abgenutzt hat, konnte dieses beim örtlichen Schmied auf dem Handwerkermarkt reparieren lassen… heiß beschlagen sozusagen.
Abends ab 19 Uhr 30 kam das Highlight des ganzen Tages. Corvus Corax und Wadokyo brachten die große Schloßbühne zum Erzittern. Zuweilen standen 14 Leute dort auf der Bühne und gaben ihr Bestes (besser gesagt ihr Lautestes). Die Stimmung war fantastisch und die beiden Gruppen hatten auch sichtlich ihren Spaß. Martialische Mittelalterklänge mit Dudelsäcken, Gitarre, Flöten, einer überdimensionierten Leier und anderen Instrumenten wurden mit zeitweise zehn (jawohl richtig gelesen) Schlagzeugen gepaart. Das ganze wurde noch ziemlich gut verstärkt, die Bässe, die die Schlagzeuge erzeugten, gingen durch und durch. Nach anderthalb Stunden und mehreren Zugaben war das Konzert leider auch schon wieder vorbei. Nach dem Konzert standen die Musiker von Corvus Corax noch über eine Stunde zur Verteilung von Autogrammen parat.
Fazit
Das Festival Mediaval findet jährlich im September in Selb statt und das schon seit 2008. Jedes Jahr steht dieses Mittelalterfest unter einem bestimmten Motto. Dieses Jahr war es das Nordic Special. Über alle 3 Tage verteilt spielten neben anderen Mittelalter-Gruppen auch solche, die sich traditionelle nordische Musik und Gesänge auf die Mütze geschrieben haben. Dieses Jahr waren zudem hochkarätige Bands aus der Mittelalterszene vertreten und das Abschlußkonzert bot ein würdiges Highlight. Wer sich Anfahrt, Übernachtung und Eintritt leisten kann, ist über die 2,5 Tage von Freitag Mittag bis Sonntag Abend gut aufgehoben. Nächstes Jahr gibt es ein schottisch-irisches Special mit Schwerpunkt auf Musik aus dieser Gegend.